Karriere des Lochs

Die Zähne in der Mundhöhle sind im Laufe des Lebens den verschiedensten Belastungen ausgesetzt: heiße und kalte Speisen sowie Getränke, die mechanische Beanspruchung beim Kauen und chemischen Belastungen (zum Beispiel Säuren) führen dazu, dass die Zähne sich im Laufe des Lebens abnutzen  und verändern. Zu den unbeliebtesten Veränderungen gehört die Karies: Kohlenhydrate (Zucker) werden durch Bakterien im Mund zu Milchsäure verarbeitet. So ensteht im Mund ein saures Milieu, in dem der Zahnschmelz leicht angeätzt wird (Durch Fluoride in der Zahnpasta  wird der Zahnschmelz weniger empfindlich gegenüber dem Säureangriff). Nach etwa 1 Stunde ist die Milchsäure durch den Speichel so weit verdünnt, dass sie den Zähnen nicht mehr schaden kann. Jetzt können die angeätzten Stellen durch die Kalksalze im Speichel wieder repariert werden. 

Dieses Gleichgewicht ist sehr empfindlich! Wenn zu viele Bakterien vorhanden sind (Mundhygiene verbesserungsfähig), produzieren die Bakterien mehr Milchsäure und verstärken  den Angriff. Wenn sehr oft Süßigkeiten konsumiert werden, sind die Zähne dem Säureangriff sehr oft ausgesetzt (jeweils etwa 1 Stunde saures Milieu) und die verbleibende Zeit des Tages reicht zur Verkalkung des Zahnes nicht mehr aus. Wenn zu wenig Speichel vorhanden ist (Nebenwirkung mancher Medikamente), wird die Milchsäure nicht mehr so schnell verdünnt und die Zähne sind länger dem aggressiven sauren Milieu ausgesetzt. Am schlechtesten ist natürlich die Kombination aus hohem Zuckerkonsum, fehlender Zahnpflege und sehr geringer Speichelmenge.

Dieses Gleichgewicht zwischen Entkalkung und Verkalkung wird gestört, wenn die Verkalkung die Entkalkung nicht mehr ausgleichen kann. Dann führt die Entkalkung zu einem fortschreitenden, dauerhaften Verlust an Zahnschmelz: eine Schmelzkaries entsteht. Solange es noch nicht zu Einbrüchen (Substanzverlust) im Zahnschmelz gekommen ist, kann dieser Prozess durch prophylaktische Maßnahmen rückgängig gemacht. 

Bei weiterem Fortschreiten der Schmelzkaries brechen kleine Teile aus dem Zahnschmelz heraus und man kann das Loch mit bloßem Auge erkennen. In dieser  geschützten Nische fühlen sich Bakterien natürlich besonders wohl, und die von ihnen produzierte Milchsäure löst den Zahnschmelz weiter auf. Irgendwann ist soviel Zahnschmelz verloren gegangen, dass das Loch bis zum Dentin reicht. Das Dentin ist das Zahnbein, der harte, aber empfindliche Teil des Zahnes zwischen dem unempfindlichen Zahnschmelz und der Pulpa (Zahnnerv). Durch den Bakterienangriff und die Milchsäure wird das Dentin aufgelöst und die Karies schreitet weiter fort Richtung Pulpa. Im Mund ist der Defekt eventuell noch gar nicht erkennbar,  weil er oft versteckt zwischen den Zähnen liegt, aber auf einem Röntgenbild lässt sich die Karies normalerweise darstellen. Spätestens jetzt sollte eine  Füllungsbehandlung beim Zahnarzt erfolgen.

Diese Prozesse laufen in der Regel sehr langsam ab (mehrere Jahre), können bei fehlender Mundhygiene und hohen Zuckerkonsum aber auch sehr schnell gehen. 

Bei weiterem Fortschreiten der Karies reagiert der Zahn irgendwann stärker auf Kältereize oder Süßes. Der Schmerz dauert dabei nur ganz kurz. Spätestens jetzt ist ein Zahnarztbesuch sinnvoll, und das Problem kann in der Regel noch ohne Folgeschäden behoben werden. Im nächsten Stadium wird der Schmerz auf Reize stärker und hält länger an. Auch in diesem Stadium kann die Pulpa des Zahnes in manchen Fällen am Leben gehalten werden. Erfolgt immer noch keine Behandlung, so können die Schmerzen  im nächsten Stadium ohne äußeren Anlass auftreten  oder durch Wärme ausgelöst werden.  Sie können jetzt auf kleine Reize  (Kälter oder  Wärme) lange anhalten und sehr  heftig ziehen oder klopfen  (Pulsschlag). Jetzt ist der Nerv in der Regel so weit geschädigt, dass eine Wurzelbehandlung erfolgen muss, wenn der Zahn erhalten werden soll. Unterbleibt eine Behandlung auch jetzt, so wird der Zahn im nächsten Stadium oft empfindlich bei Berührung oder beim Zubeißen und anschließend kann es zu einer Schwellung der Wange kommen mit Ausbildung eines Abszesses. Selbst in diesen Fällen kann der Zahn  meistens durch eine Wurzelbehandlung erhalten werden, aber es ist natürlich viel sinnvoller, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Dazu bieten wir Ihnen ein umfassendes Prophylaxeprogramm, um Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch gesund zu halten.

PS: Das Schmerzempfinden ist bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich. Manche Patienten haben keine Zahnschmerzen, selbst bei sehr tiefer Karies. Das ist kein Vorteil, weil dann die Alarmanlage ausgeschaltet ist. Deshalb ist regelmäßige, zahnärztliche Kontrolle besonders wichtig.

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